Samba di Janeiro: ein Porsche 911 im Gewand eines Volkswagen T1 aus den siebziger Jahren

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AMS Racing versteckt einen veritablen Porsche 911 in einem Volkswagen T1 aus den siebziger Jahren: ein Langzeitprojekt

Porsche-Technik in einem VW Bus? Das ist nicht unbedingt neu. Trotzdem ist der T1 der Modelljahrgänge 1975/76, der seit den Sommermonaten des vergangenen Jahres bei Armin Ströder in Montabaur entsteht, ein Novum: Konsequent wie selten zuvor ist über den Antriebsstrang hinaus auch in anderen Bereichen die Technik des Neunelfers in das Zitat des allseits beliebten Samba-Busses eingeflossen. Der fast vollständige Hinterbau eines Zuffenhausener Sportwagens ist in die geräumige Hülle des einst in Brasilien produzierten Transporters eingeflossen – aber der Reihe nach!

„Man glaubt es ja kaum“, sinniert Armin Ströder an einem Sonntag im Februar 2023, „dass die Maße eines VW T1 mit denen eines Porsche 911 der Modellgeneration 964 annähernd identisch sind.“ Als diene es der Beweisführung, bittet er unter das Fahrgestell des Transporters, dessen noch nicht lackierte Seitenwände metallisch glänzen. Nachdem die Hebebühne in der Werkstatt das naturgemäß unfertig wirkende Gehäuse in Richtung der Hallendecke bewegt hat, zeigt sich ein rechtwinklig angeordnetes, stählernes Gerippe: ein klassischer Leiterrahmen. Quer zur Fahrtrichtung verlaufende Traversen schaffen Stabilität, massiv sieht das Ganze aus. „Und gegenüber dem 964er habe ich den Rahmen lediglich um einen Zentimeter einkürzen müssen“, führt Ströder aus, der sich mit Backdate-Projekten auf 964er-Basis einen Namen weit über seine Westerwälder Heimat hinaus gemacht hat. Aber nicht allein damit, sondern auch mit außergewöhnlichen Interpretationen des VW Käfer. Einer steht vorne im Ausstellungsbereich: ein Cabriolet, schneeweiß, mit einem Horizontalgebläse im Motorraum. Selten gesehene Umlenkrollen erledigen den Antrieb des liegend angeordneten Kühlgebläse-Lüfterades: ein letzter Kompetenzweis, falls dies überhaupt erforderlich sein sollte.

Stehend untergebracht ist hingegen ein anderes Lüfterrad: Das ziert den 272 PS leistenden Sechszylinder-Boxer aus einem Porsche 993, der im VW T1 aus den Wilden Siebzigern seinen Platz einnehmen wird. AMS Racing hat den Motor inhäusig überholt und einbaufertig gemacht. Der Karosseriebau erfolgte parallel, 700 Stunden werden schließlich in Blech- und Einbauarbeiten eingeflossen sein: „Wir planen einen Samba-Bus in Bicolor-Optik“, blickt Armin Ströder voraus, „am Ende werden von der Original-Substanz vielleicht noch 10 Prozent erhalten geblieben sein. Das ist ein grundlegend neues Sonderfahrzeug, das unser Stammkunde zum Ende des Jahres hin erhalten wird.“ Bis dahin ist der Weg allerdings noch weit, die KTL-Beschichtung der fertig geschweißten Gehäuses ist der nächste Prozessabschnitt. Parallel werden immer wieder Gewerke für die Zusammenführung aller Komponenten vorbereitet, so zum Beispiel eine Sechsgang-Seilzugschaltung der Neunelfer-Generation 996. Der gesamte Hinterwagen einschließlich beider Hinterachs-Schräglenker entspricht dem 964er, das freie Spiel der einzelnen Baugruppen scheint frappierend einfach zu sein. Armin Ströder räumt dazu ein, dass die Elektrik zwar die eine oder andere Herausforderung bereithalte, dafür aber nicht annähernd so komplex sei wie bei einem veritablen Backdate-Boliden. Das bedeutet keinesfalls, dass der Aufwand nicht professionellen Maßstäben gerecht werden würde. So werden die Achsteile mittels feiner Glasperlen gestrahlt, um diese in einen neuwertigen Zustand zu versetzen.

Die Räderbestückung wird später dem 993 entsprechen. Die Dimensionen: 7.5J x 17 vorn und 9.0J x 17 an der Hinterachse. Dem Vorwärtsdrang des Porsche-Motors soll zumindest mit mechanischem Grip begegnet werden, aerodynamischer Abtrieb ist keiner zu erwarten, auch wenn das Frontblech des T1 etwas weiter nach unten gezogen zu sein scheint. Während die Verglasung noch aus alter Zeit stammt, kommen bei der Karosserie reproduzierte Teile zum Einsatz. Die Fahrgastraum-Ausstattung wird spartanisch sein, auf das Wesentliche reduziert. Vorn sind normale Sitze vorgesehen, hinten eine Doppelsitzbank. Fazit: Puristisch soll er werden, ein mobiler Erlebnisraum, der brasilianische Samba-Bus mit dem besonderen Innenleben. Freilich hat die gebraucht zugekaufte Original-Porsche-Technik ebenso ihren Preis wie die handwerkliche Umsetzung. „Man sollte schon ein Faible haben für das Ausgefallene“, fasst Armin Ströder zusammen. Den künftigen Eigentümer seines Express-Transporters kennt er seit langen Jahren. „Der war schon immer verrückt nach Automobilen, die nicht von der Stange sind.“ Wie es weitergehen wird bei AMS Racing in Montabaur? Wie werden Sie auf dem Laufenden halten, versprochen!

Verantwortlich für den Inhalt: netzwerkeins GmbH, Carsten Krome

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